Die Fata Morgana der perfekten Liebe
- Santiago Toledo Ordoñez
- 26. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Es war einmal ein junges Mädchen namens Sofía, das davon träumte, die wahre Liebe zu finden. In ihrem Herzen war sie überzeugt, dass irgendwo auf der Welt ihre "andere Hälfte" existierte, eine Person, die bestimmt war, jede Leere in ihrem Leben zu füllen und sie für immer glücklich zu machen. Seit ihrer Kindheit hatte sie sich von Geschichten und Filmen ernährt, die die Liebe als einen magischen Funken darstellten, der zwei Seelen sofort und unwiderlegbar vereinte.
Eines Tages, während sie im Park spazieren ging, stolperte Sofía zufällig über einen Mann namens Andrés. Es war wie in den Geschichten, die sie sich so oft vorgestellt hatte: Ihre Blicke trafen sich, und sie spürte ein unerklärliches Kribbeln. Andrés war freundlich, attraktiv und schien sie zu verstehen, ohne dass sie viel sagen musste. Bald begannen sie, sich zu treffen, und Sofía war überzeugt, dass er "der Auserwählte" war.
Doch mit den Monaten begann der anfängliche Funke zu verblassen. Die Gespräche, die früher so natürlich flossen, waren nun von unangenehmen Stillephasen durchzogen. Andrés, der anfangs perfekt schien, begann Gewohnheiten und Meinungen zu zeigen, die Sofía irritierten. Statt zu kommunizieren und an ihren Differenzen zu arbeiten, fühlte sich Sofía enttäuscht.
„Vielleicht habe ich mich geirrt“, dachte sie. „Vielleicht war Andrés doch nicht der Richtige.“
Eines Nachts, als sie in ihrem Zimmer weinte, erinnerte sie sich an etwas, das ihre Großmutter mit Weisheit immer sagte:
—„Mijita, die Liebe ist keine Frage des Glücks. Sie ist wie eine Pflanze: Wenn du sie nicht gießt, verwelkt sie.“
In diesem Moment dachte Sofía über das nach, was sie von der Liebe erwartet hatte: die sofortige Perfektion, die Leichtigkeit, das Fehlen von Konflikten. Sie hatte all ihre Erwartungen in Andrés gesetzt, als ob er dafür verantwortlich wäre, jede Leere in ihrem Leben zu füllen. Aber sie hatte keinen wirklichen Versuch unternommen, ihn wirklich kennenzulernen oder etwas Dauerhaftes zwischen ihnen aufzubauen.
Mit einer neuen Perspektive beschloss Sofía, mit Andrés zu sprechen. Sie erzählte ihm, wie sie sich fühlte, und hörte sich seine Sichtweisen an. Sie entdeckte, dass hinter den kleinen Meinungsverschiedenheiten ein Mann stand, der bereit war, mit ihr zu wachsen, solange beide bereit waren, an der Beziehung zu arbeiten.
Sie beschlossen, es noch einmal zu versuchen, diesmal mit einer anderen Haltung. Sofía verstand, dass Liebe nichts war, was einfach „magisch“ geschah. Sie war wie ein Garten: Sie brauchte ständige Pflege, Geduld und Engagement. Obwohl Andrés nicht perfekt war, war sie es auch nicht. Sie lernten, sich gegenseitig zu akzeptieren, so wie sie waren, mit ihren Stärken und Schwächen, und gemeinsam eine Beziehung aufzubauen, die auf gegenseitigem Einsatz und Verständnis basierte.
Wahre Liebe ist keine Frage des Glücks oder des Schicksals. Sie ist eine Kunst, die praktiziert und erlernt wird, eine bewusste Handlung des Gebens und Empfangens. Wie Erich Fromm sagt, ist die Erwartung, dass Liebe einfach leicht ist oder uns einfach „passiert“, eine Illusion, die uns von der Möglichkeit entfernt, ihre wahre Tiefe und ihren wahren Reichtum zu erfahren.

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