Ist die Liebe eine Kunst? - Reflexion über das erste Kapitel von *Die Kunst des Liebens
- Santiago Toledo Ordoñez
- 16. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Das erste Kapitel von Die Kunst des Liebens von Erich Fromm wirft eine grundlegende Frage auf: Ist Liebe eine Fähigkeit, die man lernen und entwickeln kann, wie jede andere Form der Kunst, oder ist sie einfach nur eine spontane und automatische Emotion? Fromm legt die Grundlage für sein Argument, indem er behauptet, dass Liebe, weit davon entfernt, ein Gefühl zu sein, das uns "widerfährt", eine aktive Praxis ist, die Anstrengung, Wissen und Hingabe erfordert.
Die Illusion der Liebe als Glücksfall
Fromm kritisiert die populäre romantische Vorstellung, die Liebe als magisches Ereignis darstellt, etwas, das durch Zufall oder Schicksal geschieht. Seiner Meinung nach führt diese Wahrnehmung dazu, dass viele Menschen ständig nach dem "perfekten Partner" suchen, ohne zu erkennen, dass das Problem in ihrer eigenen Unfähigkeit zu lieben liegt. Anstatt Liebe als eine Kunst zu verstehen, die gepflegt werden muss, behandeln wir sie wie ein Konsumgut, ein Gut, das mühelos erworben wird.
Die Elemente der Kunst
Fromm erklärt, dass Liebe, wie jede Kunst, Folgendes erfordert:
1. Disziplin: Es bedeutet, kontinuierlich an unseren Beziehungen zu arbeiten und die Liebe nicht als selbstverständlich anzusehen.
2. Konzentration: Es ist entscheidend, vollständig präsent zu sein und den Menschen, die wir lieben, Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen.
3. Geduld: Liebesbeziehungen erblühen nicht über Nacht; sie brauchen Zeit, um zu wachsen und sich zu festigen.
Darüber hinaus betont Fromm, dass Liebe untrennbar mit Wissen verbunden ist. Jemanden zu lieben ist nicht nur ein oberflächliches Gefühl; es bedeutet, die andere Person tief zu verstehen – ihre Bedürfnisse, Ängste und Wünsche.
Das Paradoxon der Liebe
Fromm behandelt ein interessantes Paradoxon: Liebe bedeutet, sich mit einem anderen Wesen zu verbinden, ohne die eigene Individualität zu verlieren. Es geht nicht um eine Verschmelzung, die unsere Identität auslöscht, sondern um eine Verbindung, die beide Seiten respektiert und bereichert.
Eine Einladung zur Reflexion
Dieses Kapitel lädt dazu ein, über unsere Vorstellungen von Liebe nachzudenken. Fromm fordert uns heraus, die Verantwortung zu übernehmen, zu lieben, idealisierte Fantasien beiseitezulegen und die Herausforderung anzunehmen, Liebe als Kunst zu kultivieren. Nur so können wir Liebe als transformative Kraft erleben, die unser Leben und das der Menschen um uns herum bereichert.
Bist du bereit, die Liebe als eine Kunst zu sehen, die durch Übung und Hingabe perfektioniert wird?


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